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Reisebericht Asien 2004

Indonesien

22.2.2004; Jakarta

Mit einem Hammer erschlägt mich nahezu die Hitze und Schwüle, als ich das Flugzeug in Jakarta verlasse. In Deutschland lag noch ein wenig Schnee und jetzt....

Der Flug war nicht gerade weltbewegend, aber ich bin heil angekommen und dies ist das Wichtigste. Leider hat "Fridolin", mein Fahrrad, die Strapazen nicht ganz so gut überstanden. Er war in Jakarta erst nicht aufzufinden und dann kam er nach einiger Suche in einem recht demolierten Karton aus irgendeinem Hinterzimmer. Zum Glück ist "nur" das große vordere Kettenblatt in Mitleidenschaft gezogen worden, der Rest ist heil geblieben. Gott seid Dank! Am ersten Tag gleich seinen besten Freund der nächsten 8 Monate zu verlieren, wär kein Spaß gewesen!

Die ersten paar Tage verbrachte ich bei Freunden aus Deutschland, die für drei Jahre nach Jakarta versetzt wurden. Ihr Fahrer wartete schon am Flughafen auf mich und brachte mich, mit all meinen Trümmern, in deren Appartement.

Ich denke, es tat mir gut erst einmal "Trockenübungen" zu machen, um mich an meine total fremde Umgebung zu gewöhnen. Die Hitze und Schwüle ist hart, der Straßenverkehr ist ein eigenes Kapitel (da werde ich mal später drauf eingehen) und die neue Kultur muß ich erst einmal verdauen.

So ging es gestern mit dem Taxi (der Fahrer war krank oder sein Haus war noch überschwemmt - es hatte hier die letzten Tage durchgeregnet - so genau wußte man es nicht) nach "Old Jakarta" *g*. Mein Englisch ist zwar nicht gut aber das kann ich doch noch übersetzen und alt war dort nichts, evtl. noch irgendwelche Autoersatzteile oder das Fett in manchen Garküchen. Es war wohl mal ein schöner Stadtteil, aber von den angeblichen Kolonialbauten, wie im Führer beschrieben, war fast nichts mehr zu erkennen. Die Stadt ist, wirklich schwierig zu beschreiben, sie ist: dreckig, sauber, modern, alt, leise ähhhhh nein nur "laut" und viel Verkehr. Sie lebt von ihren Autos und Motorrädern, Fußgängerwege oder ähnliches gibt es fast nicht, auch keine Shoppingstraßen. Zur Straße hin gibt es Schrotthändler, Werkstätten und andere sehr einfache Betriebe. Eingekauft wird nur in den riesigen Shopping Malls. Auch hier gelangt man nicht zu Fuß hin, man lässt sich von seinem Fahrer vor die Tür fahren und dort auch wieder abholen, es geht dort zu wie auf einem Busbahnhof oder viel mehr wie vor einem Nobelhotel, wo man vorgefahren wird, jemand dir die Tür aufhält und direkt zum Shoppen geht.

Gestern abend habe ich in unserem Appartementkomplex Mr. Koin getroffen, er liebt Fahrradfahren und war sofort bereit mir zu helfen. Heute morgen hat er mich zu einem Fahrradgeschäft gefahren, wo ich auch mein Zahnblatt bekommen habe, leider gab es das nicht einzeln, sondern ich musste die ganze Kurbelgarnitur noch dazu kaufen! Jetzt habe ich wirklich genügend Ersatzteile dabei! *g*

Morgen werde ich mich vom Fahrer aus der Stadt bringen lassen und meine Tour beginnen.

Viele liebe Grüße. Bernward

PS: Um insgesamt aber keinen falschen Eindruck zu vermitteln, mir gefällt es hier sehr gut!

2.3.2004; Krui

Hallo Ihr Lieben in der Heimat!

Zuerst das Wichtigste, mir geht es gut. Ich habe zwar eine gebrochene Nase, aber dazu später mehr. Morgens hat mich der Fahrer vom Hotel abgeholt und erst einmal aus Jakarta gebracht. In einem Vorort sattelte ich schließlich mein Gespann und los ging es:

Die Landschaft war nicht so berauschend, aber dafür hätte ich sowieso keine Augen gehabt. Es gab so viel neben und auf der Straße zu sehen, daß mir das schon total genügte. Ettliche Verkaufsstände mit Obst, Ersatzteilen und Dingen, die man zum Motorrad frisieren braucht, säumten die Straße. Und dann wurde ich von jedem, der mich sah, freundlich mit "Hello Mister" begrüßt. Dass ich darauf immer reagieren musste, ist ja wohl auch klar. Immer wieder winken, hupen oder andere Gesten! Puhhh!

Ich kam aber dennoch sehr gut voran, gegen Mittag erreichte ich den Hafen und ehe ich mich versah, befand ich mich auf einer Fähre Richtung Sumatra. Leider saß ich auf einer, die mich nicht zur nächste größeren Stadt brachte, sondern nur zu einem kleineren Küstenort. So mußte ich noch 40 schnelle Kilometer, bergauf und bergab, gegen die Dunkelheit bis zum nächsten Hotel pedalieren. (1.Tag 110 km)

Am nächsten Morgen genoß ich die morgendliche Frische bei "nur" 28 Grad, ich spürte noch immer die Sonne vom gestrigen Tag in mir glühen. Die Landschaft war recht nett und die Straße führte am Meer entlang. Ich hatte mir vorgenommen, die ersten Tage nur in Hotels zu schlafen, um erst einmal das Land und die Leute besser kennenzulernen, bevor ich es wage, hier wild zu zelten. Gegen Nachmittag deutete es sich schon an, dass ich hier absolut kein Hotel oder Ähnliches finden werde. So fragte ich an einer "Tankstelle" (an der Straße stehen ein paar Gefäße mit Benzin und dieses wird dann mit Hilfe eines Trichters in den Tank gegossen, außerdem gibt es dort immer Wasser und Süßigkeiten zu kaufen), ob ich hier irgendwo zelten dürfte. Und wie der Zufall es will, kam einer herbei, der mir in recht gutem Englisch antwortete: "You can stay in my home!" Wow, das ging ja einfach, aber es wird noch besser!

Es stellte sich heraus, dass er den Florian Scherz kennt, ihn habe er in einem Hotel in Medan getroffen! Unglaublich, und ich dachte immer nur, Erlangen sei ein Dorf! Wir unterhielten uns den ganzen Abend und hörten dazu deutsche Musik. Am nächsten Morgen brach ich wieder vor Sonnenaufgang auf, frühstückte erst noch und dann wollte ich noch schnell meine Sachen zusammen packen, da stand er vor mir mit einer Decke in der Hand. Die wolle er mir als Erinnerung schenken, echt super lieb, aber was soll ich mit so einer Tischdecke? Ich mußte sie aus reiner Höflichkeit annehmen. Daraufhin schaute er mich an und fragte: "Und was hast du für mich?" Da mußte ich doch erst mal überlegen, ich hab doch keinen Souvenirladen aus Deutschland mitgebracht! Aber bevor ich zu Ende überlegt hatte, fragte Paul: " Wie wäre es denn mit deinen Wanderschuhen? Die würden mir recht gut gefallen." Schön für dich, mir gefallen sie auch sehr gut, sogar mit dem Unterschied, dass diese mir passen! Nee, die gebe ich nicht her. Wär auch eine recht teure Übernachtung geworden. Es ist schwierig etwas abzugeben, wenn ich genau so gepackt habe, dass ich nur das Nötigste dabei habe. Schließlich habe ich ihm zwei CDs geschenkt. (Die Decke, habe ich ein paar Tage später gegen einen Koreanischen Glücksbringer eingetauscht, er ist zwar nicht so schön, aber dafür leicht und Glück kann ich besser als eine Decke gebrauchen.)

Schon am Abend hatte mich Paul gewarnt, meine geplante Fahrt über die Berge durchzuführen. Ich solle doch wieder 50 km zurückfahren und eine andere Straße nehmen. Ich versprach ihm das natürlich, aber allzusehr hatte ich mich auf diese Etappe gefreut gehabt. Ich verteilte daraufhin meine Wertsachen so, dass egal welches Gepäckstück mir geklaut wird, ich immer noch die Möglichkeit habe, an Geld zu kommen.

Die Straße schlängelte sich langsam das Tal hinauf, mit zunehmender Höhe wurde diese immer schlechter und steiler. Ich entwickelte neue Steigungseinheiten:
1. flach: Ich habe den ersten Gang gefunden! Längeres Fahren bei dieser Steigung gerade noch möglich, der Untergrund ist gut.
2. steil: Wie schalte ich beim Fahrrad noch mal auf Allradantrieb und ich hatte doch noch nen kleineren Gang, oder? Zwischenzeitliche Pausen sind nötig.
3. besch... steil: Oh mein Gott! Wer hat denn diese Straße gebaut? Wenn ich den Verantwortlichen erwische....! Eine Pause ist vorher dringend von Nöten. Allein um sich von dem Schock des Anblicks zu erholen! Die Rampe ist nur mit Schwung fahrbar und außerdem ist der Untergrund so schlecht, dass MTB-Kenntnisse nicht gerade unangebracht sind. Pause danach ist auch unumgänglich!
Obwohl es sehr viele Steigungen der dritten Kategorie gab, bergauf und bergab, war es wunderbar, hier zu fahren. Es boten sich immer wieder atemberaubende Ausblicke auf Reisfelder, Bäche und den Urwald. Von einer Gefahr spürte ich nichts.

Unten im nächsten Dorf angekommen, aß ich erst mal zu Mittag. Es sprach sich in Windeseile im Dorf herum, dass ein Tourist und dann noch einer auf einem Fahrrad, hier speiste. Sofort war ich von bis zu 50 Menschen umringt. Soviel Publikum hatte ich noch nie beim Essen! Unglaublich! Leider ist mein Indonesisch noch recht schlecht, dass wir uns nicht so gut verständigen konnten.

Am Abend bin ich in Kotaagung gelandet, ein häßliches Städtchen. Dort machte mir auch mein Körper klar, dass er genug von der Sonne hat und nicht mehr weiter wolle. Außerdem traf ich einen Ranger des nahe liegenden Naturparks, der mich warnte, mich hier in der Stadt und der Gegend länger aufzuhalten. Ich solle doch lieber ein Taxi raus aus der Gegend nehmen! So fand ich auch am nächsten Morgen eines, welches mich ins 170 km entfernte Krui brachte. Hier fand ich genau den richtigen Ort um mich zu erholen. Ein Amerikaner hat hier ein kleines, einsames Hotel am Strand eröffnet. Zwei Tage lag ich auf der Terrasse im Schatten, schaute den Wellen zu und erholte mich von der Sonne. Am zweiten Tag versuchte ich mal meine Fähigkeiten beim Wellenreiten unter Beweis zu stellen. Ergebnis: Eine gebrochene Nase und geprellte Rippen. Ich hätte es doch nicht bei 3-4 Meter Wellen lernen sollen! Egal, es hat Spaß gemacht.

Mehr folgt später.

 

6.3.2004; Krui - Bengkulu - Bukittinggi

Pünktlich um 6 Uhr habe ich mich im Hotel verabschiedet. Die ersten Kilometer liefen super gut. Ich hatte wieder Lust am Fahren und es ging auch wieder recht locker. Die Pause hat mir richtig gut getan. In den frühen Stunden waren die Straßen noch recht verschlafen, dadurch hatte ich meine Ruhe und wurde nicht andauernd aus meinem Rhythmus gebracht.

Die Küste war immer wieder beeindruckend, wunderschöne Strände und Kliffs. Danach führte die Straße etwas ins Landesinnere und in die Berge hinauf. Bis auf über 450m schlängelte sie sich durch den tropischen Regenwald. Es huschten sogar mal ein paar große Affen über die Straße. Der Wald war voller Geräusche. Ich traf einen indonesischen Touristen, der meinte, es sei immer gefährlich im Urwald, darauf hin zeigte ich ihm mein CS-Gas, sofort war er begeistert von diesem und wollte es unbedingt haben. "Nee du, nicht mit mir! Ich brauch das viel dringender als du, du hast ja noch das Auto, in welches du dich flüchten kannst." Auf was für Ideen die Leute kommen, unglaublich!! Die Kilometer liefen heut locker runter, zur Hilfe diente mir die letzten 3 Stunden ein Regen. Er war so schön erfrischend und sorgte dafür, dass ich nicht überhitzte. Das Hotel ist auch recht nett (schreib ich nur, weil es mir gut geht!). Aber das Essen hat mit heute das erste Mal in Indonesien richtig gut geschmeckt!!! Sobald ich saß wurden vor mir mindestens 10 Schüsselchen mit verschiedensten Essen aufgebaut. Ich durfte wählen, was ich wollte und dann wurde wieder alles abserviert. Mhhhhh! Das war gut! Was für ein Tag. Schön! Jetzt kann ich es morgen etwas ruhiger anlaufen lassen. So dachte ich.

Pünktlich um 6 Uhr verließ ich das Hotel, ich musste die Nachtwächter noch wecken, damit ich bezahlen konnte. Sonst hätte ich die in Ruhe schlafen lassen. Die Kilometer liefen wieder locker runter, dass ich schon gegen 11 Uhr mein Ziel erreicht hatte, jetzt sollte nur noch Bonus kommen, damit ich am nächsten Tag früher in Bengkulu ankommen kann. Mir wurde gesagt, dass zahlreiche Hotels auf dem Weg seien. Erstmal habe ich in dem Ort gespeist, die Leute in der Stadt staunten nicht schlecht, als ich vier ganze Portionen Nudeln in mich rein fraß! Hihi! Es hat halt geschmeckt!

Gegen 14 Uhr fand ich einen ruhigen Platz in einem Palmenhain, dort machte ich ein kleines Nickerchen, doch schon nach einer viertel Stunde wurde die Ruhe von 10 Leute gestört, die mich entdeckt hatten. Sie standen nur da, schauten, redeten und machten gar keine Anstalten zu gehen. "Hey, ich will hier schlafen!!! Nix! Dann geh halt ich!" Sobald ich weg war gingen sie auch wieder, die Attraktion war ja nicht mehr da. Grrrrr!

Langsam fing mein Knie das Schmerzen an, ich beschloss das nächste Hotel zu nehmen, doch da verfuhr ich mich so gewaltig, dass ich mich irgendwann auf einem sehr schlammigen Feldweg befand! Shit! Warum genau heute? Es blieb mir nichts anderes als weiter zu fahren, zurück wären es auch über 40 km gewesen. Nach 20 km Piste bergauf und bergab gegen die Dunkelheit erreichte ich endlich wieder die große Straße, doch bis zum nächsten Hotel hatte ich keine Chance mehr, auch hat sich mein Knie derart verschlechtert, dass an weiterfahren fast nicht mehr zu denken war. Was braucht man in so einer Situation?

Richtig! Glück, und dieses hatte ich. Ich fand einen Pickupfahrer, der bereit war, mich in die nächste Stadt mitzunehmen. Super! 10 Sekunden später befanden sich Fridolin und ich auf der Ladefläche. Doch alles hat immer einen Haken und dieser war: "Ohh mein Gott! Warum habe ich nur den schnellsten Fahrer dieser Gegend erwischt!" Mir gingen auf einmal einige Gedanken durch den Kopf: Ich könnte an das Führerhaus klopfen, nein, doch lieber festhalten, außerdem könnte der Fahrer es als Ansporn sehen, noch schneller zu fahren (geht gar nicht, aber trotzdem); Ich will eine Katze sein, dann hätte ich noch sechs weitere Leben; Wie heißt noch mal das Autorennen, bei dem sich der Beifahrer in die Kurve legt? Ihr seht, es war ernst. Er bot mir aber noch an mit in die nächste große Stadt zu fahren und das wollte ich dann doch nicht ausschlagen. Noch habe ich genug Kraft um mich an der Ladefläche fest zu klammern.

Wir erreichten Bengkulu sicher, ähh ich mein heil! Hier habe ich erst einmal ausgeschlafen bis um 8 Uhr. Das tat schon mal gut! Sonst stehe ich immer um 5:30 Uhr auf. Der Hotelier machte mich darauf aufmerksam, dass heute eine Parade durch die Stadt führen würde und alle schon ganz aufgeregt seien, diese zu verfolgen. Ich dürfe sie mir ja nicht entgehen lassen! Er fragte auch, ob ich nur wegen der Parade in die Stadt gekommen sei! Süß!

Diese habe ich mir natürlich angeschaut! *g* Viel Lärm um nichts, würde ich sagen, es wurden so ungefähr 10 Wagen mit Türmen drauf im Sauseschritt durch die Straße gezogen und das war es! Komisch, soll einen religiösen Hintergrund haben, habe später noch eine Lehrerin aus Jakarta getroffen, die wußte auch nicht so recht, was das alles bedeutete. Jede Provinz ist hier sehr traditionsverbunden und so sind das uralte Sitten und Bräuche. Den Rest des Tages schlenderte ich ein wenig durch die Stadt und genoß das Leben. Eine besondere Spezialität war "Rohrzuckersaft". An mobilen Ständen werden die bambusartigen Stäbe zerteilt, gepresst, mit Eis vermischt und dann für 10 cent verkauft. Ich weiß, bloß kein Eis und so weiter, aber das Zeug schmeckt so lecker!!!! Ich brauchte gleich zwei davon! *g* Ach dann, habe ich noch die Badewanne in meinem Zimmer ausgenutzt und ein kaltes Bad genossen, danach musste Fridolin dran glauben. Mein ganzes Zeug ist gestern bei meiner Verfahrerei sehr dreckig geworden, da musste ich es unbedingt putzen, damit sie mich am nächsten Tag überhaupt in den Bus ließen. Meinem Knie ging es immer noch nicht so gut, dass ich beschloß den Bus in den Norden nach Bukittinggi zu nehmen. Ich hoffe, mein Knie wird in den nächsten Tagen besser. Ihr seht aber, mir geht es nicht schlecht und ich lass mich durch nichts unterkriegen!

Der Hotelier meinte, ich solle so gegen 7 Uhr runter kommen, damit wir zum Busbahnhof fahren um dort die nötigen Tickets zu kaufen. Pünktlich war ich da, da meint er: "Nein, diese Uhrzeit sei zu früh, da habe der Schalter noch geschlossen!" Als wenn er das gestern noch nicht gewußt hätte! Egal, um 8 Uhr habe ich mein Ticket bekommen und gegen 12 Uhr sollte der Bus fahren. Ich war mal lieber eine Stunde vorher da, damit nichts schiefläuft. Alles mögliche Zeug wurde auf das Dach verfrachtet und dann ging es los. Aber erst mal durch die Stadt um weitere Fahrgäste einzusammeln. Und jetzt zum Bus! Auf der rechten Seite des Ganges befinden sich dreier Sitze und auf der linken zweier Sitze, damit aber jeder Platz wirklich gut genutzt wird, wurden auch noch Kisten in den Gang gestellt, damit dort auch noch jemand platz nehmen konnte. Es saßen jetzt sechs Leute in einer Reihe! Recht gemütlich, wenn man bedenkt, dass wir uns nicht auf einer kurzen Fahrt befanden, sondern über 20 Stunden Fahrt vor uns hatten! Das ist länger als mein Flug von Deutschland nach Jakarta gebraucht hat! Aber diesmal nicht mit schönen Filmen sondern nur mit super lautem Musikgedudel, die im 20 Sekunden Takt von der Hupe des Busfahrers unterbrochen wurde.

Ab und an hielt der Bus und dann drängten sich Leute durch den Bus, um noch das Eine oder Andere zu verkaufen. Die ersten Kilometer war auch noch ein lustiger Gitarrenspieler mit an Bord, der auf seinem schlecht gestimmten Instrument Lieder zum besten gab und danach sammelte. Dies funktionierte aber nur so lange, wie der Bus noch nicht richtig voll war. Am Ende saßen bis zu 100 Menschen in dem Bus!

Zwei mal wurde bei sogenannten Rastplätzen gehalten, wo man richtig gut indonesisch essen konnte. Wieder die Geschichte mit den tausend Tellerchen und verschiedenen Speisen, bloß, dass dies mal auch nur die Hände zur Hilfe genommen wurden. Hihi, das war ein Spaß im Reis rumzuwühlen und alles in den Mund zu stopfen!

Ich weiß nicht wie, aber die Zeit verging doch und so erreichte ich nicht erholt Bukittinggi. Hier habe ich mich in einem recht netten Hotel einquartiert. Auch falle ich als Tourist nicht mehr so sehr auf, da es hier noch ein paar mehr von der Sorte gibt, als im Süden Sumataras. Ich habe mich hier in einem schönen Hotel eingenistet und bin den Tag durch die schöne Stadt bummeln gegangen.

An meinem Geburtstag gönnte ich mir ein Motorrad, mit dem ich die Gegend unsicher machte. Es muß nicht immer nur das Fahrrad sein. Ich fuhr zu einem nahegelegenen Vulkankratersee. Über 45 Kehren führten zu dem See Maninjau hinunter. Eine wahre Freude für einen Motorradfahrer! *g* Am Abend hab ich noch ein paar Anrufe aus Deutschland bekommen und ein paar Bierchen in der anliegenden Kneipe mit einem Engländer getrunken. Ach doch, es war ein sehr schöner Tag.

Heute hab ich mir noch mal das Bike ausgeliehen und bin nach Harau gefahren, dort konnte man einen einzigartigen Canyon und zahlreiche Wasserfälle bewundern. Morgen werde ich mal wieder mein eigenes Radel benutzen und den Äquator überqueren.

 

Auf der Straße:

Als ich in Jakarta den Verkehr aus dem Auto heraus erblickte, dachte ich mir nur: "Oh mein Gott!" Es wurde gefahren wie die "Gesengte Sau"! Es gab keine Regeln und die Straße wurde in ihrer Breite so ausgenutzt, dass nichts zwischen die Autos gepasst hätte. So wurde schnell aus einer zweispurigen Straße eine fünfspurige. Um so mehr ich mich aber mit dem Verkehr befasste und später auch selber ein Teilnehmer wurde, erkannte ich die Regeln, die auf der Straße herrschten.

Verkehrsschilder und Ampeln sind nur Richtwerte, die erst ihre absolute Bedeutung erlangen, wenn neben ihnen ein mit Trillerpfeife bewaffneter Polizist steht. So kam es auch, dass ich gleich bei der ersten Ampel voll über Rot fuhr! (Vielleicht war es auch nicht die Erste, aber bei der ist es mir aufgefallen!) Wenn man seit einigen Tagen keine Ampel mehr gesehen hat, dann achtet man nicht mehr auf solche Kleinigkeiten. Es gibt viel wichtigeres im Stadtverkehr zu beobachten. Der Gegenverkehr ist sehr wichtig, denn es wird immer und überall überholt, so kommt es häufig vor, dass mich die Autos, die mir entgegenkommen in den Graben drängen, aber es geht den Autos nicht anders. Trotzdem wird sehr defensiv und rücksichtvoll gefahren, es klingt zwar etwas wiedersprüchlich, aber es besteht keine Aggression beim Fahren. Ich hatte bis jetzt noch keine annähernd gefährliche Situation auf der Straße. Aber die Augen müssen doch immer wachsam sein, ständig werde ich von den kleinen Taxibussen überholt und muss drauf achten, dass ich nicht in diese hineinfahre, wenn sie vor mir unerwartet halten, damit Gäste ein oder aussteigen.

Neben diesen Gefährten gibt es auch noch andere Fahrzeuge, die auf einzelne Personen ausgerichtet sind, doch deren Art ändert sich von Region zu Region. So gibt es das Motorrad, das Motorrad mit Beiwagen, Pferdekutsche, normale Taxis, Rikschas und Fahrräder mit Beiwagen. Ich möchte bei dieser Aufzählung nicht auf Vollständigkeit setzen, denn es kann gut möglich sein, dass ich das eine oder andere Gefährt vergessen habe oder es in manchen Gegenden auch noch andere Beförderungsmittel gibt. Aber ich habe sie alle ausprobiert! Sobald ich an meinem Zielort angekommen bin, mache ich keinen Finger mehr krumm und lass mich fast überall hinfahren. 2km Transport kosten so um die 1000 Rupias (sind ca. 10 Cent).

Das Anstrengendste ist neben den unmöglichen Steigungen das ständige "Hello Mister" Gerufe. Die Straße ist meist dicht besiedelt, und wenn es mal keine Häuser gibt, kommt aus irgend einer anderen Ecke ein Ruf mit "Hello Mister". Oft ist es unmöglich für mich, die Personen, die mir zurufen zu orten. Aber trotzdem muss ich immer auf irgend eine Weise darauf reagieren, um nicht böse Zurufe zu bekommen, es wäre auch unfreundlich. So habe ich ständig eine Hand in der Luft, die andere an der Hupe und singe dazu: "Hello, Hello....!" Ach, wenn ich mich an dieser Stelle schon über die "Hello" Rufe auslasse, kann ich gleich mit den dümmsten Fragen weiter machen. Ich beginne mal mit der viertdümmsten Frage:

Nummer 4: "How are you?" (Ich fahre bei 40 Grad einen besch... Berg hinauf, schwitze wie ein Wolf, weiß nicht, wie ich mit dem Trinken hinterher kommen soll, bekomme nur noch schwer Luft und dann, so eine Frage! Natürlich geht es mir gut! Es gibt nichts Schöneres, evtl. jetzt noch ein Platten oder 40kg mehr Gepäck!)

Nummer 3: "Hello Mister! How are, what do you do?" (Den genauen Wortlaut habe ich nicht mehr in Erinnerung, aber es ist schön, wie man alle seine Worte, die man in Englisch weiß, in eine Frage bauen kann! Ich habe gantwortet: "nice day, today!")

Nummer 2: "Where do you go?" ( Es gibt auf Sumatra nur zwei Richtungen! Norden und Süden, außerdem ist die nächste Kreuzung erst in 100 Kilometer. Wenn man dazu noch bedenkt, dass ich aus der eine Richtung gerade geradelt komme, ist die Antwort nicht all zu schwer!)

Und die ungeschlagene Nummer 1: "What do you do?" (Schach und Dame spielen ist total falsch, Mensch ärgere dich nicht, geht schon in die richtige Richtung, denn ab und an werde ich von der Straße in den Graben geschmissen. Ist aber auch falsch! Aber sagt mal ist es wirklich so schwer? Wie wäre es mit Fahrradfahren!)

Manchmal ist es sehr stressig und lästig, wenn man keine ruhige Minute hat, um einfach mal seine Gedanken laufen zu lassen, aber in der meisten Fällen erfreut es mich, diese fröhlichen Menschen zu sehen. Oft wird schnell mal der Unterricht unterbrochen, wenn ich an einer Schule vorbeifahre, damit wirklich jeder zur Straße rennen kann um mir zuzuwinken oder um mich anzufeuern. Die Geschwister und Freunde werden herbeigerufen um mich zu sehen. Nur vereinzelt gibt es welche, die einen "freundlich" mit "Fuck You" begrüßen oder nach Geld betteln. Aber solche gibt es wohl überall auf der Welt und bilden hier nur die Ausnahme.

Die Gastfreundschaft ist etwas zwiespältig, so werde ich oft eingeladen, einen Tee oder Kaffee zu trinken, muss aber immer damit rechnen, dass ich gleich den bis zu fünfachen Touristenpreis bezahlen muss! Es wird immer probiert, so viel Geld wie möglich aus mir rauszuholen. Ich bin doch kein fahrender Dollarschein! Meistens akzeptiere ich es gelassen und zahle einfach weniger als sie von mir wollten und sie sind trotzdem sehr zufrieden.

Nach einigen Tagen am Stück auf der Staße ist es recht angenehm in einem dieser Touristenorte zu landen, den hier kann ich mich sehr gut erholen. Wenn ich meine Ruhe haben will stört mich keiner und ich kann einfach mal nichts tun und muß auf fast nichts achten. Die Touristen bleiben auch zur Zeit immer stärker weg aus diversen Gründen wie Vogelgrippe, SARS, Krieg im Norden Sumatras und...

 

25.3.2004; Camaron Highlands

Nach langem hin und her habe ich beschlossen mein "road book" zu veröffentlichen. Ich komme sonst mit dem Schreiben nicht hinterher. Hier erfahrt ihr, was so an jedem Tag passiert ist und es gibt ein paar Daten zu jeder Etappe. Ab und an will ich probieren, gesonderte Bericht wie "Auf der Straße" zu schreiben. Sollte es Anregungen oder Kritik geben, zögert nicht und schreibt es mir.

Bernward

17. Tag Bukittinggi - Lubuksikaping (80 km)

Endlich sitze ich wieder auf dem Fahrrad, eine wahre Freude, sich wieder auf gewohnte Art und Weise fortbewegen zu können. Die Straße führte stetig bergab, so dass ich leicht Kilometer machte. Leider spürte ich nach 30 Kilometer mein Knie wieder. Von nun an schnallte ich meine Sandalen fester und pedalierte die meiste Zeit mit meinem linken Bein. So konnte ich das Rechte entlasten. Mit dieser Methode erreichte ich nach ca. 60km fahrradfahrend mein erstes großes Ziel, den Äquator! Im Prinzip ist es kein besonderer Ort, einfach eine Linie, die quer über die Straße gezogen wurde. Alle Gebäude, wie auch Schilder, die so sehr auf Bildern und von Einheimischen so angepriesen wurde, waren total verfallen und hatten ihre besten Zeiten weit hinter sich gelassen. Sobald ich hielt, kamen aber schon die Verkäufer angelaufen, die mir ihre super tollen T-Shirts andrehten. Eines kaufte ich auch aus reinem Mitleid, was ich damit mache weiß ich noch nicht, ich kann es ja mal verschenken. Zwei Euro ist auch nicht die Welt.

Dann traf ich noch jemanden, der das Experiment durchführen wollte. Er meinte zwar, er mache es nur für Gruppen, aber dann einigten wir uns auf 10000 Rupin (1 Euro) und ich durfte es sehen. Und es funktioniert tatsächlich! Das Wasser fließt in verschiedene Richtungen ab! Wow! Das hätte ich nicht gedacht, aber ich habe es selber ausprobiert und es hat auf anhieb funktioniert. 50 Meter Abstand genügten! (Hier muß ich nachträglich anfügen, dass es rein physikalisch gesehen unmöglich ist einen Unterschied bei einem Abstand von nur 50 Metern zu sehen, da die Kräfte viel zu gering sind. Markus hat es schnell für mich durchgerechnet und ich muß hier meinen Fehler eingestehen, ein bisschen zu leichtgläubig gewesen zu sein! *g*) Schon gegen Mittag erreichte ich meine Zielstadt, da ich mein Knie leicht spürte beschloss ich auch dort zu bleiben und mich zu erholen. Ich ging noch ins Städtle auf den Markt und bummelte ein wenig. Den restlichen Tag relaxte ich und hörte drei Männer im Schnee von Erich Kästner. Schön! Danke für die CD, Aline.

18. Tag Lubuksikaping - Kota Nopan (105 km)

Es ist deprimierend, wenn ich schon so früh aufstehe und es dann regnet. "Na gut, fünf Minuten gönne ich mir noch im Bett, doch dann ist Schluss, ich bin doch kein Weichei! Ich kann auch im Regen radeln. Jawohl!" Oh und es ging wieder mal bergab, die schönen Höhenmeter, die ich mir gestern erarbeitet hatte gingen dahin. Nach 30 Kilometer führte die Straße durch einen sagenhaften Urwald. Wunderschön! Auch kam ich noch an heißen Quellen vorbei, die den Wald noch dazu in einen mystischen Nebel hüllten. Mein Knie macht heute relativ gut mit, ich fuhr immer noch mehr mit dem linken Bein, doch beim letzten langen Anstieg flog ich richtig den Berg hinauf! Wo ich da die Kraft her hatte, weiß ich nicht. Doch dies stimmte mich froh, denn ich wusste jetzt, dass ich mit großer Wahrscheinlichkeit bis zum Tobasee aus eigener Kraft radeln kann.

Heute fuhr ich durch ein Gebiet, wo wohl der Englischlehrer völlig versagt hat. Die Leute begrüßten mich nicht mehr mit: " Hello Mister!" sondern mit: "Hello Miss!" Oh mann. Als mich noch einer fragt, "What do you do?" war alles aus. "Wie sieht es denn aus? Lesen, wandern oder gar fernsehen?" Das Städtchen hier ist nicht so der Hit, eine Straße mit ein paar Häusern und drum herum nicht viel. Ich konnte nicht mal shoppen, wobei ich doch noch Flip Flops gebraucht hätte. In dem Tal, in dem ich schlief, war gerade Reisernte, dies bedeutet, dass das Stroh auf Haufen zusammen getragen und dann verbrannt wird. Es ist eh schon ziemlich diesig und drückend, doch dadurch wird das ganze Tal in noch mehr Rauch gehüllt und man kann fast nichts von den Bergen erkennen. Hoffentlich ändert sich über Nacht das Wetter.

19. Tag Kota Nopan - Padangsidempuan (116 km)

Der Tag war bis auf meine Mittagspause nichts besonderes, doch diese hatte es in sich! Zufällig machte ich in der Nähe von einem Wasserfall Pause und zwei nette Jungen überredeten mich, diesen anzuschauen. Normalerweise ist es dann nichts besonderes, was ich zu Gesicht bekomme, doch dieser war nicht von schlechten Eltern. "Wow!" Das kalkhaltige Wasser hat hier kleine Terassen gebildet und in diesen konnte ich mich perfekt erfrischen. Nachdem wir genug in dem Wasser geplanscht hatten, meinten die Jungs, dass jetzt junge Kokosnüsse recht gut wären und schon wurde einer auf die Palme geschickt und hat drei frische Nüsse runter geworfen. Geschickt haben sie die Nuss aufgeschlagen und dann konnten wir die Milch mit dem Strohalm trinken. Mhhh, Kokosmilch! So sollte doch öfters die Mittagspause sein. Der restliche Tag war nichts besonderes.

20. Tag Padangsidempuan - Turung (114 km, 2175 Höhenmeter!)

Der Tag begann in einer Suppe, ich meine das Wetter. Das einzige, was zum Radfahren einlud, war die Temperatur. Bei angenehmen 24 Grad startete ich und bis ich den ersten Pass bei 1000 Meter erreichte, war das Thermometer auf 20 Grad gesunken! Brrrrrr! Außerdem hat es auch noch zu regnen begonnen. Im nächsten Tal war das Klima ganz gegensätzlich, bis zu 40 Grad und Sonnenschein! Ohh mann, da weiß man gar nicht, wie man genügend trinken kann! An einer Raststation wollte ich neues Wasser kaufen, aber das war so teuer, dass ich mir nur ein kleines leisten konnte, welches ich sofort weg exte! Der Herr an der Kasse war aber immerhin so nett, mir meine große Bottle mit normalen Wasser wieder auf zu füllen. Da es aber normal ist, dass man zum Essen warmes Wasser bekommt, bekam auch ich warmes Wasser in meine Flasche gefüllt! Bähhhh! Das war fast unmöglich zu trinken, wenn das Wasser wärmer ist als der Körper! Nee, das geht nicht! Der Tag war wahnsinnig anstrengend, am Ende ging nichts mehr! Aber beim Hotel wollte ich unbedingt noch handeln, doch die wollten alle nicht so recht das Spielchen mit machen! Ich verließ sie auch immer recht provokativ, aber die Hotelies gingen nicht mit dem Preis runter, am Ende hatte ich richtig Angst, dass ich kein weiteres Hotel finden würde und ich zu einem der bisherigen zurück kriechen mußte! So weit kam es aber nicht, es wollte doch noch ein Hotelier mit mir handeln! Und das alles wegen einem Euro! Geld ist Geld, und dafür bekomme ich zwei Mahlzeiten und von denen brauche ich recht viele am Tag! *g* Mann bin ich platt! Ich hoffe, morgen wird es nicht zu anstrengend!

21. Tag Turung - Tuk Tuk (119 km)

Mit Regen begann der Tag und mit Regen hörte er auf. Aber das war noch nicht alles, der Tag begann auch noch gleich mit einem Platten! Halleluja! Der Mann gestern im Hotel meinte zwar zu mir, dass es zum Lake Toba nur runter ging und es locker zu fahren sei, so kann man sich irren! Nee, es ging erst mal gescheit den Berg hinauf! Oben gab es auch noch eine Umleitung und da gab es eine richtige Geländewertung, die Straße bestand nur noch aus Matsch und führte zu allem Überfluß auch noch leicht bergauf. Einige Leute standen drum herum, um die Durchfahrenden anzufeuern, mit dummen Ratschlägen zu versorgen oder wenn gar nichts mehr ging, anschieben halfen bzw. ein Gefährt mit Winde besorgten. Das war ein Trubel!

Den Kraftakt von gestern spürte ich immer noch gewaltig in meinen Beinen, es lief einfach nicht rund. Die Landschaft war auch nicht so weltbewegend. Gegen Mittag erreichte ich Balige, es lag am Tobasee. Ich fand dort auch ein Boot, was mich nach Samsori gebracht hätte, doch dieses sollte erst gegen 14:30 fahren und dann hätte ich noch 40 km auf der Insel gehabt, das war mir doch etwas zu riskant. Ich fuhr also weiter, bald schon begann es zu regnen und da zeigte es sich, warum es wirklich Regenzeit hieß. Jetzt hatte ich nicht nur mit dem Berg, meinen schwindenden Kräften und dem Regen zu kämpfen, nein, ich musste auch noch gegen die Strömung fahren! Die Straße hatte sich in einen mittleren Bach verwandelt. Mir wurde auch etwas schwindelig, da die Straße sich, durch das hinabfließende Wasser zu bewegen schien! Nach ca. 3 Stunden Fahrt durch den Regen erreichte ich den Hafen Prapat, von dort nahm ich das Boot nach Tuk Tuk. Im Dunkeln erreichte ich schließlich Samsori Cottages, wo ich herzlichst empfangen wurde. Florian hatte mir das Hotel empfohlen und mich schon angemeldet, so wussten sie sofort, wer ich war. Auch an Steffi und Claudia konnten sie sich noch erinnern. Witzig, da bin ich so weit weg von der Heimat, aber trotzdem kennt man die gleichen Leute.

22. - 23. Tag Tuk Tuk

Relaxen, erholen, nichts tun, essen und den Rückwärtsköpfer üben, dies waren heute meine Beschäftigungen. Ich denke, ich werde morgen nichts anderes machen. *g* Die Pause habe ich mir verdient, die letzten zwei Tage waren heftig, ich musste einsehen, das mein Körper keine Maschine ist, die von früh bis spät ohne Pause läuft! Am zweiten Abend bin ich mit den Hotelangestellten nach der Arbeit in die Disco gegangen. Die Musik war zwar grottenschlecht, aber es hat Spaß gemacht, mal wieder zu tanzen. Dort habe ich mich auch etwas länger mit Sandra unterhalten, die hier im Hotel arbeitet. Die Arbeitszeiten sind hier schon anders als in Deutschland! Sie muß sieben Tage die Woche arbeiten, hat aber "immerhin" drei Stunden frei pro Tag und beim Urlaub muß sie auch nur auf die Launen des Chefs hoffen. Dazu gibt es sogar noch ein Gehalt von ganzen 30000 Rupia (30 Euro) im Monat. Verpflegung und Schlafen in einem Viererzimmer ist frei. Gut, sie überarbeitet sich wirklich nicht, aber was soll man auch bei dem Lohn erwarten, damit kann man selbst in Sumatra nicht viel erreichen (Ein einfaches Motorrad kostet um die 1300 Euro).

24. Tag Tuk Tuk - Sipisopiso (160 km, 2500 Höhenmeter!)

Das hätte ich mir ja denken können, dass die Mädels vom Hotel um 6:15 Uhr noch schlafen würden. Ich habe es ihnen zwar gesagt gehabt, dass ich um diese Uhrzeit abhauen wolle, aber es war keiner da. Naja, dann musste ich halt den Chef wecken und der hat mir dann die Rechnung gestellt. Das Wetter schien sehr gut zu werden, auch liefen die ersten 40 Kilometer locker vom Pedal. Da ich so gut in der Zeit war, machte ich einen kleinen Abstecher zu einer heißen Quelle, es war ganz nett die gelben Schewefelablagerungen zusehen, doch ein Bad zur Erholung wollte ich nicht nehmen! Wenn das Wasser noch heißer als die Umgebung ist, kann ich nicht wirklich von einer Erfrischung sprechen. In Island war das schon anders. Die nächsten 15 Kilometer führte die Straße stetig in Serpentinen bergauf, bis auf 1850 Meter windete sich die kleine Straße empor. Immer wieder hatte ich tolle Ausblicke über den See und konnte die Fahrt richtig genießen! Endlich sah ich mal, dass ich Höhe machte. Oben in Tele angekommen wurde ich gefragt, ob ich meinen Freund suche? "Hääää, Wen? ich fahre doch allein?!" Da stellte es sich heraus, dass knapp eine Stunde vor mir ein Franzose mit dem Fahrrad die selbe Strecke gefahren ist! "Schade, den habe ich verpasst." Die nächsten 50 Kilometer ging es im raschen Tempo fast nur bergab.

Gegen 15 Uhr erreichte ich den Ort der Entscheidung, entweder ich bleibe hier in der Stadt oder ich fahre noch weiter. Ich entschied mich für letzteres. Ich nahm es in Kauf, nicht sicher zu wissen, wo ich übernachten könnte. Vorher wollte ich noch eine Mahlzeit einnehmen, doch dass Essen lachte mich überhaupt nicht an. Alte in der Sonne gegarte Hähnchen und frischer Fisch von letzter Woche! Mhhhh! Nee, dass musste nicht wirklich sein, da hab ich mir doch lieber 15 Bananen einverleibt. Hätte ich gewusst, wie die weitere Strecke sein würde, ich wär sie vielleicht nicht mehr gefahren. Konnte ich aber ahnen, dass es 60 Kilometer durch den Dschungel gehen sollte und davon auch noch 40 Kilometer bergauf, von 900 Meter auf 1800 Meter. Die Kräfte schwanden langsam und die Fahrt wurde auch immer anstrengender. Die Straße führte geradlinig durch den Dschungel und ich konnte nicht erkenne, ob die Straße bergauf oder bergab führte. Nur meine Geschwindigkeit und Gott sei Dank auch mein Höhenmesser verriet mir, dass die Straße bergauf ging. Sonst wär ich wohl völlig verzweifelt. Die Uhr schien auch immer schneller zu laufen und ich hatte Sorge, mein Ziel nicht mehr bei Tageslicht erreichen zu können. Ich durchsuchte immer den Rand des Waldes, doch ich konnte keinen Platz finden, wo ich hätte mein Zelt aufstellen können, auch wollte ich nicht unbedingt im Dschungel übernachten.

Gegen 17:50 Uhr erreichte ich eine Straßensperre, bei der ein paar Männer ein Langer aufgeschlagen hatten und von den vorbeifahrenden Autos Geld verlangten. Maut oder....? Ich weiß es nicht. Sie waren aber sehr nett, kurz überlegte ich, ob ich nicht die Nacht bei ihnen verbringen sollte, doch da meinte sie, das mein Ziel nur noch 20 Kilometer entfernt sei und das alles bergab. "Mit einem 40er Schnitt könnte ich es schaffen!" dachte ich mir. Das war Motivation genug um die letzten Kräfte zu mobilisieren und sich an das nächste Auto zu hängen. Gerade noch in der Dämmerung erreichte ich den Wasserfall in Sipisopiso. Dort gab es aber schon den nächsten kleinen Schreck, denn das Motel sollte sich unten am See befinden. "Nee, nicht mit mir! Ich fahre keine 600 Höhenmeter runter, nur um zu schlafen und mich am nächsten Morgen wieder rauf zu quälen!" Nach dem ich ein "bisschen" erschöpft geschaut hatte, erlaubten mir die Souvenirverkäufer direkt mit Blick auf den wunderschönen Wasserfall zu zelten. Wasser zum Waschen bekam ich auch noch. Bevor ich aber mein Zelt aufbaute, orderte ich erst einmal eine vierfache Portion Bami Goreng, damit ich einigermaßen meine verbrauchten Akkus wieder auffüllen konnte! Sofort nach dem Essen fiel ich den Schlaf der Gerechten. Der Tag war hart, hat aber gezeigt, was alles möglich ist. Jetzt bin ich furchtlos vor allem, was kommen mag und ich könnte sagen, dass ich meine alten Kräfte wieder erlangt habe. *g*

25. Tag Sipisopiso - Medan (111 km)

Erst einmal ausschlafen bis um 7 Uhr und dann noch mal gemütlich den Wasserfall anschauen. Früh erreichte ich den Touristenort Brastagi, er zog mich aber nicht besonders an und außerdem wollte ich heute noch Medan erreichen. Auf dem weiteren Weg aß ich das schlechteste Bami Goreng überhaupt, es war gerade noch als braune Pampe erkennbar und wurde von ca. 40 Fliegen belagert. "Ach, wenn denen das so gut schmeckt, dann sollen sie eine Hälfte haben!" Bzw. das, was ich übrig ließ und das war genügend. Darauf hielt ich gleich beim nächsten Stand an der Straße und trank Kokosnussmilch mit ganz vielen Eiswürfeln! Wenn ich Probleme bekomme, kann ich es immer auf das schlechte Essen schieben, denn die Milch war ein Genuß! *g*

Der Verkehr wurde immer dichter und so deutete sich langsam Medan an. Ich weiß nicht wie viele Einwohner diese Stadt hat, aber es ist die größte auf Sumatra. Evtl. 1 Million mehr? (Ich muß mal nachfragen. (Ich habe gerade im Flieger gefragt, zwischen 1 und 2 Millionen pendelt die Zahl)) Auf jedenfalls hat mir jeder gesagt, es sei eine Drecksstadt und der Verkehr sei so schlimm. Mhhh? Gut, sauber ist sie nicht und zum Anschauen gibt es auch nichts, Weggehen ist auch nicht so der Hit, aber der Verkehr ist genial! Genauso wie in Jakarta! Wenn man sein Gefährt beherrscht, kann einem nichts passieren. Es ist überall so viel Verkehr, dass alle nur so zwischen 20 und 50 km/h schnell fahren. Ich werde von allen Seiten überholt, oder dränge mich selber durch den Dschungel. Aber in welcher Großstadt kann man auf einer 6-7 spurigen Straße so zwischen der 3. und 4. fahren und sich nebenbei mit den Motorradfahrern und Busfahrern unterhalten. Mir hat es richtig Spaß gemacht dort zu fahren! Nach einigen planlosen Kilometer durch die Stadt habe ich auch ein Hotel gefunden und mich dort niedergelassen. Die einzigen Worte, die der Hoteljunge auf deutsch konnte waren: "Hast du mal ne Tüte?" Tssssss! Was die Touristen so alles den Leuten beibringen. Ich sollte hierzu erwähnen, das im Norden Sumatras sehr viel geraucht wird, auch habe ich ab und an mal diverse Felder gesehen.

26. Tag Medan - Bukit Lawan - Medan

Mit den lokalen Minibussen habe ich mich auf den Weg nach Bukit Lawang gemacht, um dort einen Dschungel-Treck mit zu machen und Orang Utans zu beobachten. Das Dörfchen wurde im November von einer 10 Meter Flutwelle weggerissen und nun sieht man von den einstigen Häusern nicht mehr viel. Über 200 Menschen sind damals in den Fluten gestorben! Traurig, wenn man noch Inventarreste, Kleidungsfetzen und Spielzeugteile in dem Schlamm sieht! Über Touristen freuen sie sich aber sehr, dadurch kommt zumindest ein wenig Geld wieder ins Dorf. So unternahm ich den Treck mit meinem Guide Hamann und nach einiger Zeit entdeckten wir auch einen etwas erbosten Orang Utan. Als er uns sah, begann er uns aus seinem Gebiet zu vertreiben, indem er sich geschickt mit seinen langen Armen und Beinen durch das Geäst hangelte. Nach drei Stunden war alles vorbei und ich saß wieder im Bus nach Medan. Mhh? Ob es das wert war? Sieben Stunden Busfahrt, nur um drei Tiere im Wald zu bestaunen. Ich weiß es nicht.

Auf der Rückfahrt mußte ich am Busbahnhof in einen Stadtbus umsteigen. Das klingt ja alles recht einfach, aber konnte ich ahnen, dass es einen Unterschied zwischen den roten und gelben Bussen mit der selben Nummer 64 gab. Auch gab es zwei Richtungen, in die jeder fuhr und ich wusste nicht, wie meine Haltestelle heißt, bzw. der Ort wo ich eingestiegen bin. Mhhhh! Etwas dumm! Nach ca. 2 Stunden hatte ich alles von Medan gesehen, alles bis auf mein Hotel, aber nach weiteren 30 Minuten ist es dann doch endlich aufgetaucht!

Am Abend traf ich leider wieder das Mädel vom letzten Abend. Sie musste natürlich mit zum Essen und meinte immer nur, dass sie gerne Touristen trifft, um ihr Englisch zu verbessern und sie nicht auf Geld aus sei und sie bezahle ihre Sachen auch selber! Ja ja! Und warum hab ich dann ihre Fanta mitbezahlen müssen? Ich hatte keinen Bock auf eine längere Diskussion und habe die 20 Cent bezahlt. Aber dann wollte sie mir noch ein Foto von ihr schenken und mich umarmen. "Nee, nicht mit mir!" Das die doch immer so penetrant sein müssen! Ich habe es gut überlebt und konnte die Nacht alleine in meinem Bett genießen! *g*

27. Tag Medan - Batam - Singapur (40 km)

Die Fähre, die ich ursprünglich nach Malaysia nehmen wollte, existierte nicht mehr und so beschloss ich den Flieger nach Batam (kleine Insel vor Singapur) und die Fähre nach Singapur zu nehmen. Der ganze Spaß hat mich dann doch ganze 85 Euro gekostet! Ich hoffe, das war erst mal mein letzter Flug, denn viel mehr von dieser Sorte kann ich mir nicht leisten. Am Morgen war auch wirklich wie versprochen mein Ticket für den Flieger da. Leider war keine Spur von dem Jungen zu sehen, der mir helfen wollte eine geeignete Verpackung zu finden. Dann machte ich mich alleine auf den Weg. Ein Rikschafahrer chauffierte mich zum Hauptmarkt und dort startete ich dann die Suche. Eine Folie "Klack, Klack" (in manchen Kreisen auch Blisterfolie genannt) habe ich nicht gefunden, aber dafür gab es genügend Pappe aus den Obstkartons. Die Leute haben mich etwas erstaunt angeschaut, "Was will ein Tourist mit dem Zeug? Und dazu schaut er auch noch recht glücklich aus!" Bei der Rückfahrt gab es noch eine Diskussion mit dem Motorradfahrer um den Preis. Er hatte beim Verhandeln um den Preis bei 6000 Rupias mir zugenickt, wollte aber bei der Ankunft 8000 Rupias. Ich habe mich erweichlichen lassen und ihm 7000 gegeben, damit war er aber immer noch nicht zufrieden. Es kamen noch seine Kollegen dazu und meinten er hätte 8000 gesagt. Als ob die das gehört haben! *g* Ich hab sie weiter streiten lassen und bin einfach von dannen gegangen. Es kann gut sein, dass er mir noch böse Worte hinterhergerufen hat, aber so gut kann ich Bahasa Indonesia nun wirklich noch nicht! Ich habe es einfach als, "Beehren sie uns bald wieder!" gewertet. Den Weg zum Flughafen konnte ich noch mal genießen. Dort angekommen hat sich schon die nächste Diskussion angedeutet. Ich sollte auf einmal für mein Fahrrad bezahlen, was mir vorher im Reisebüro noch als kostenlos bestätigt wurde. Nach langem hin und her, naja, ich saß eindeutig am schlechteren Hebel, musste ich die 15 Euro wiederwillig bezahlen. Grrrr. Diese kleinen Niederlagen ärgern mich immer. Ich muss noch fitter im Handeln werden! Naja, hab ja noch ein bisschen Zeit! Der Flug war sehr relaxt und dafür, dass es ein Billigflug war, war der Service bestens! Es gab mehrmals etwas zu trinken und auch noch eine leckere Mahlzeit dazu! So sollte es immer sein!

Den Weg vom Flughafen zum Hafen würde ich eher als langweilig beschreiben, aber die Vorfreude auf Singapur ließ mich doch ein recht gutes Tempo fahren. Mit der Speedfähre erreichte ich schon 45 Minuten später Singapur. Die Nacht ist langsam über Singapur hereingebrochen und da machte sich ein einzelner Radfahrer auf, eine Bleibe zu finden. Das erste Hostel, was ich ansteuerte, befand sich in Little India, es war aber leider voll und so fuhr ich nach China Town, um dort ein passendes Hostel zu finden, aber es ist schwer, ohne genaue Adresse in einer Millionenstadt ein Hostel zu finden. Ich suchte noch etwa bis um 23 Uhr und fand wieder in der Nähe von Little India eine passende Unterkunft. Es machte Spaß durch die erleuchteten Straßen an den Wolkenkratzern vorbei zu gleiten. Der Verkehr war so ruhig, leise Autos, niemand hupte und auch hielten sich alle an die "normalen" Verkehrsregeln. Eine Herausforderung war dies nicht mehr, aber es war trotzdem sehr schön, so die Stadt auf sich wirken zu lassen.